Valerie Sutton, 1972

Photo by Rimeau Mydtskov, Copenhagen, Dänemark

Sutton SignWriting

 

Valerie Sutton machte sich bereits als 16 jährige Balletttänzerin Gedanken, wie man die unterschiedlichen Körperhaltungen und Tanzbewegungen aufschreiben kann. Bewegungen sind flüchtig. In geschriebener Form bietet sich die Chance, die exakte Ausdrucksform und die Bewegungsabfolge genau studieren zu können.

Man entscheidet sich beim Schreiben für das Festhalten einer erwünschten Bewegungsabfolge. Das Nachvollziehen dieser beschriebenen Bewegungsanweisung kann nun in aller Ruhe erfolgen. Viele gleichzeitig zu beachtende Hinweise (Körperachse, Handform, Handstellung, mimische Besonderheiten, Kopfhaltung, Beinstellung, Art der Bewegungsausführung) lassen sich bei der schriftlichen Darstellung genau darstellen. Der Leser dieses Dokuments kann nun diesen Bewegungsbeschreibungskatalog systematisch abarbeiten. Mit zunehmender Vertrautheit mit diesem Schriftsystem kann ein geübter Leser die Vielzahl der Hinweise bündeln und die geschriebene Bewegungsanweisungen in ihrer Gesamtheit erfassen. Einem Dirigenten vergleichbar, der die Partitur eines Orchesterstücks zuächst für jede Stimme erarbeitet - abschließend jedoch eine Vorstellung vom Gesamtklang entwickelt - liest der geübte BewegungsSchrift-Leser diese Bewegungsanweisungen. Als Anfänger entwickelt man ein grobes Raster. Mit wachsender Kompetenz wird die Interpretation vieler Einzelhinweise möglich und führt dann dazu, dass auch völlig unbekannte Dokumente beim erstmaligen Betrachten ein inneres Bild von der hier beschriebenen Bewegungssequenz entstehen lassen. Schriftliche Unterlagen bieten im Vergleich zu Videoaufzeichnungen von Bewegungsabläufen ganz erhebliche Vorteile. Zunächst einmal sind sie unmittelbar und ohne weiteren technischen Aufwand verfügbar. Das Buch kann man aus der Tasche ziehen und im Bus oder auf dem Sofa lesen.

Jeder geschriebene Text lässt sich problemlos überarbeiten oder mit Anmerkungen versehen. Das Formulieren von Abweichungen und die Verbesserung von "Schreibfehlern" sind jetzt problemlos möglich.

Im Gegensatz zu Videoaufnahmen bieten geschriebene Unterlagen also ganz andere Möglichkeiten und verfolgen auch eine andere Zielsetzung. Der Film ist eine Aufzeichnung einer einmal vollzogenen Bewegungsabfolge. Die Vielzahl der gleichzeitig vermittelten visuellen Eindrücke überfordert die Aufnahme- und Merkfähigkeit des Zuschauers, sobald es auf die Wiedergabe von Details ankommt. Ein Hin - und Herspringen mit den Augen ist beim Abspielen eines Filmes oder bei der realen Beobachtung einer Bewegungssequenz nicht möglich. Das Zurückspulen, um innerhalb des Vortrages vergleichbare Stellen miteinander in Beziehung zu setzen, ist umständlich. Selbst der Vergleich von Zielvorgaben mit tatsächlicher Ausführung ist beim Abspielen von den aufgenommenen Videos kaum möglich. Die schriftliche Unterlage dokumentiert die beabsichtigte Idee von einer Bewegungssequenz. Die Transkription eines Videos bietet dann die Möglichkeit, die tatsächlich beobachtbare Bewegungsdarbietung einer genauen Analyse zu unterziehen.

 Dass sich aus dieser ursprünglichen TanzSchrift "Sutton DanceWriting " im Laufe der Zeit die GebärdenSchrift "Sutton SignWriting" entwickeln sollte, war ursprünglich gar nicht vorhersehbar. 

 

Valerie Sutton tanzt hier vor den "Notenlinien" des DanceWriting

 

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